Project Execution Governance - PEG
Gemeinsam mit der Wideburg Solustions GmbH und dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Forscht die HaWig an einem neuen Konzept für die Steuerung von Großprojekten. Das Forschungsprojekt wird unterstützt vom Bayrischen Wirtschaftsministerium im Rahmen des Programms IuK Bayern.
Project
Execution Governance
Durch inkonsistente Datenhaltung und
Kommunikationsschwierigkeiten kommt es bei Großprojekten regelmäßig zu
erheblichen Verzögerungen und Mehrkosten. Prominente Beispiele aus der jüngeren
Vergangenheit sind unter anderem der Berliner Flughafen BER, der Stuttgarter
Bahnhof „Stuttgart 21“ und die Hamburger Elbphilharmonie.
Solche Projekte werden meist von großen Generalunternehmern
zentral gesteuert, aber von sehr vielen Subunternehmern abgewickelt. An den
Schnittstellen zwischen Subunternehmern und zwischen Generalunternehmer und
Subunternehmern gibt es nicht nur Kommunikationsschwierigkeiten, sondern auch
Brüche im Datenfluss, die später zu Fehlern und Fehlentscheidungen führen. Die
Komplexität in solchen Projekten führt unweigerlich zu chaotischen Abläufen,
die mit den klassischen Projektmanagement Methoden nicht gesteuert werden
können.
Auf dem Markt befindliche Tools, die mit komplexen Daten und großen
Datenmengen umgehen können werden aufgrund hoher Einführungskosten
typischerweise nur von großen Unternehmen eingesetzt. Die vielen kleinen Firmen,
die letztendlich die Abwicklung von großen Bauprojekten durchführen werden in
diese Systeme nicht integriert und arbeiten daher meist autark mit lokalen
Excel Dateien und individuellen Softwaretools. Dadurch werden regelmäßig
falsche oder alte Planungs- und Ausführungsstände in den Umlauf gebracht. Diese
führen dazu, dass Folgegewerke oft unter völlig falschen Annahmen geplant
werden.
Ziel des Vorhabens ist die Konzeption, Implementierung und
Evaluation einer IT-gestützten Methodik für die Abwicklung und Organisation von
Projekten aus dem Bereich des Anlagenbaus. Diese Project Execution Governance (PEG) Methodik soll prinzipiell in verschiedene
Szenarien im Produktions- und Dienstleistungssektor eingesetzt werden können.
Insbesondere im Anlagenbau soll eine dem Konzept des „Building Information
Modeling“ (kurz: BIM) gerechte Bearbeitung von Projekten unterstützt werden,
bei der alle Zulieferer, die oft KMU sind, in die zentrale Datenbasis und
Projektsteuerung integriert werden.
Die Digitalisierung der Planung ermöglicht den KMUs sich in
einem zunehmend engeren Markt von der Konkurrenz abzuheben. Schnelle
Planungszyklen mit einer bisher unerreichten Prognosesicherheit des Projekt-
sowie Kostenverlaufs sind deutliche Marktvorteile. Dies verlangt einen Wandel
in den Unternehmen der die Wissensarbeit in die täglichen Abläufe integriert.

Für die Erreichung dieser Ziele verbindet Project Execution
Governance vier Bereiche die bisher weitestgehend isoliert voneinander
existierten, siehe hierzu Abbildung 1.
Große Projekte werden heute meist nach dem klassischen
Wasserfallmodell geplant. Gantt-Charts sind hier das häufigste
Planungsinstrument, mit welchem auch der Fortschritt in den Abläufen
visualisiert und fortgeschrieben wird. Große Projekte lassen sich aufgrund
unvorhersehbarer Ereignisse nur sehr unzureichend mit diesen Werkzeugen
steuern, da die Informationen über eine lange Kommunikationskette zur
Projektleitung durchgereicht werden muss und daher meistens zu spät im
Projektplan berücksichtigt wird. Der Projektplan zeigt daher in der Regel einen
falschen Stand und muss laufend umstrukturiert werden. Bei großen Projekten
gibt es viele solcher unvorhersehbaren Ereignisse, was den Ablauf „chaotisch“
macht.
Chaotische Abläufe mit vielen unvorhersehbaren Ereignissen
lassen sich viel besser mit agilen Projektmanagement Methoden planen und
steuern. Eine Kombination des klassischen Projektmanagements für die
Gesamtplanung am Beginn des Projektes und eine Abwicklung des Projektes mit
agilen Methoden, deren Fortschritt automatisiert in den klassischen Plan
zurückgeschrieben wird, nutzt die Vorteile beider Methoden und führt zu
schnelleren Entscheidungen auf Basis von korrekten Informationen, ohne den
großen Aufwand der manuellen Aktualisierung von Informationen, die nur in den
Köpfen der ausführenden Firmen sind. Hierzu bedarf es eines neuen Werkzeuges,
in dem die Instrumente des klassischen Projektmanagements mit dem agilen
Projektmanagement integriert werden, schematisch in Abbildung
2
dargestellt.

Mit BIM (Building Information Modeling) wird derzeit
versucht die Planungsdaten von Gebäuden und Anlagen zu standardisieren und den
Austausch der Planungsdaten zwischen verschiedenen Planungstools
sicherzustellen. Viele Daten werden aber in den BIM Systemen, wie Revit oder
AllCad gar nicht erfasst. Ein Beispiel hierfür sind alle Vorarbeiten, die
notwendig sind, um überhaupt mit der Modellierung beginnen zu können, wie
Anforderungsspezifikationen, Berechnungen, oder Engineering Daten. Solche Daten
werden heute über Product Lifecylce Management Systeme verwaltet, mit denen
Funktionen wie Anforderungsmanagement, Dokumentenmanagement,
Konfigurationsmanagement und Änderungsmanagement zur Verfügung stehen. In
solchen Systemen lassen sich alle Daten, die in einem Projekt entstehen
verwalten. Eine Verknüpfung dieser Daten in das Projektmanagement ermöglicht es
zu jedem Zeitpunkt des Projektablaufs auf die aktuellen Daten zuzugreifen und
die notwendigen Aufgaben und Maßnahmen auszuleiten.
Sind einmal Projekte abgewickelt worden, steht eine
Datenbank mit Informationen zur Verfügung, die für ähnliche Projekte als
Grundlage dienen kann. Diese Datenbestände können für Prognosen,
Kostenschätzungen, Zeitschätzungen, Ressourcenschätzungen verwendet werden. Mit
Algorithmen aus der Künstlichen Intelligenz können solche Berechnungen von
Maschinen durchgeführt werden und helfen richtige Entscheidungen zu treffen.